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'''VD16-Nr.:''' T 974
 
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Leipzig 1584
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Leipzig: Jakob Bärwald Erben 1584
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Roß, Wilhelm  
 
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=='''Widmungsvorrede:'''==
 
=='''Widmungsvorrede:'''==
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Bl. A2r – A12v, Datum 9. Dezember 1580 (“der Tag, an dem Pfalszgraf Friedrich 1482 geboren wurde”)
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Bl. A2r – A12v, Datum 9. Dezember 1580 (“der Tag, an dem Pfalzgraf Friedrich 1482 geboren wurde”)
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Den Predigern schenkte man die Taube Noahs mit dem Ölzweig. Noah sendete einen Raben und zwei Tauben aus, die von Luther als zwei Sorten von Predigern ausgelegt wurden. Die guten Prediger sind die Tauben mit dem Ölzweig, denn dieser bedeutet das Evangelium. Ausgelegt werden können auch die wohltuenden Eigenschaften des Öls.
 
Den Predigern schenkte man die Taube Noahs mit dem Ölzweig. Noah sendete einen Raben und zwei Tauben aus, die von Luther als zwei Sorten von Predigern ausgelegt wurden. Die guten Prediger sind die Tauben mit dem Ölzweig, denn dieser bedeutet das Evangelium. Ausgelegt werden können auch die wohltuenden Eigenschaften des Öls.
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Den Untertanen wurde gewöhnlich das Bienlein verehrt, das seinen Weisel, den Bienenkönig, ehrt. Als Exempel für brave Untertanen gilt die Geschichte von Eberhard von Württemberg, der sich rühmte, er könne unbesorgt im Haus eines jeden seiner Untertanen übernachten. (Über das positive Bild Eberhards (gest. 1496) als Landesvater bei den Lutheranern vgl. Dieter Mertens, Eberhard im Bart als politische Leitfigur, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 59 (2000), S. 43-56 und Gerhard Faix, „Im Schoße der Untertanen“. Graf Eberhard im Bart (1445-1496) als Leitfigur im Königreich Württemberg. In: Geschichtsbilder und Gründungsmythen, hrsg.v. Hans-Joachim Gehrke. Würzburg 2001, S. 349-389). Dazu kommt das Exempel des Markgrafen von Meißen, der von einem Untertanen vor einem Mordanschlag gerettet wurde.
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Den Untertanen wurde gewöhnlich das Bienlein verehrt, das seinen Weisel, den Bienenkönig, ehrt. Als Exempel für brave Untertanen gilt die Geschichte von Eberhard von Württemberg, der sich rühmte, er könne unbesorgt im Haus eines jeden seiner Untertanen übernachten. (Über das positive Bild Eberhards (gest. 1496) als Landesvater bei den Lutheranern vgl. Dieter Mertens: Eberhard im Bart als politische Leitfigur, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 59 (2000), S. 43-56 und Gerhard Faix: „Im Schoße der Untertanen“. Graf Eberhard im Bart (1445-1496) als Leitfigur im Königreich Württemberg. In: Geschichtsbilder und Gründungsmythen, hrsg.v. Hans-Joachim Gehrke. Würzburg 2001, S. 349-389). Dazu kommt das Exempel des Markgrafen von Meißen, der von einem Untertanen vor einem Mordanschlag gerettet wurde.
    
Den Hausvätern wurde gewöhnlich die Ameise geschenkt, die Vorräte anlegt. Dieses Tier stehe auch für die Eheleute, denn Faulheit bringe Armut. Thylo zitiert hier den Pseudo-Bernardus-Brief , in dem geraten wird, Vorrat zu bilden und alle Arbeiten sorgsam zu überwachen.
 
Den Hausvätern wurde gewöhnlich die Ameise geschenkt, die Vorräte anlegt. Dieses Tier stehe auch für die Eheleute, denn Faulheit bringe Armut. Thylo zitiert hier den Pseudo-Bernardus-Brief , in dem geraten wird, Vorrat zu bilden und alle Arbeiten sorgsam zu überwachen.
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Den Kindern wurde der Storch geschenkt (Vgl. Artikel „Storch“. In: EM Bd. 12, Sp. 1333-1337). Ein Exempel für gute Kinder ist die Tochter des Cimonis, die ihren Vater im Gefängnis aus ihren Brüsten ernährte (In der Kunstgeschichte wird dieses Motiv als Caritas Romana bezeichnet. Daneben gibt es auch die Version von der gefangenen Mutter, die von ihrer Tochter gesäugt wird. Schon bei Valerius Maximus sind beide Versionen, mit dem Vater und mit der Mutter, zu finden. (Vgl. Rudolf Schenda, Artikel „Brust, Brüste“. In: EM Bd. 2, Sp. 957-963 und Christine Shojaei Kawan, Artikel „Säugen“. In: EM Bd. 11, Sp. 1156-1163). Negatives Exempel sind dagegen die Kinder, die den Propheten Elia wegen seiner Glatze verspotteten und dafür von Bären zerrissen wurden (Vgl. Gerd Schwerhoff: Der Spott der Knaben und der Fluch des Propheten. Bildliche Darstellungen einer alttestamentarischen Geschichte (II. Könige, 2, 23-24) am Ausgang des Mittelalters. In: Mundus in imagine. Bildersprache und Lebenswelten im Mittelalter. Festgabe für Klaus Schreiner. Hrsg. v. Andrea Löther. München 1996, S. 277-284). Außerdem das Exempel von dem reichen Sohn, der vor seinem Vater Essen versteckte, das sich danach in Schlangen verwandelte (KHM, Nr. 145; EM Bd. 12. In Grimms Märchen und in Paulis Schimpf und Ernst (1522) ist es eine Kröte, die dem Sohn ins Gesicht springt. Johann Pauli, Schimpf und Ernst [1522], hrsg. von Johann Bolte. Berlin 1924, ND Hildesheim 1972, Nr. 437). Ebenso das Exempel von dem Sohn, der seinen Vater abweist und danach “rasend” wird.
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Den Kindern wurde der Storch geschenkt (Vgl. Artikel „Storch“. In: Enzyklopädie des Märchens (EM) Bd. 12, Sp. 1333-1337). Ein Exempel für gute Kinder ist die Tochter des Cimonis, die ihren Vater im Gefängnis aus ihren Brüsten ernährte (In der Kunstgeschichte wird dieses Motiv als Caritas Romana bezeichnet. Daneben gibt es auch die Version von der gefangenen Mutter, die von ihrer Tochter gesäugt wird. Schon bei Valerius Maximus sind beide Versionen, mit dem Vater und mit der Mutter, zu finden. (Vgl. Rudolf Schenda: Artikel „Brust, Brüste“. In: EM Bd. 2, Sp. 957-963 und Christine Shojaei Kawan: Artikel „Säugen“. In: EM Bd. 11, Sp. 1156-1163). Negatives Exempel sind dagegen die Kinder, die den Propheten Elia wegen seiner Glatze verspotteten und dafür von Bären zerrissen wurden (Vgl. Gerd Schwerhoff: Der Spott der Knaben und der Fluch des Propheten. Bildliche Darstellungen einer alttestamentarischen Geschichte (II. Könige, 2, 23-24) am Ausgang des Mittelalters. In: Mundus in imagine. Bildersprache und Lebenswelten im Mittelalter. Festgabe für Klaus Schreiner. Hrsg. v. Andrea Löther. München 1996, S. 277-284). Außerdem das Exempel von dem reichen Sohn, der vor seinem Vater Essen versteckte, das sich danach in Schlangen verwandelte (KHM, Nr. 145; EM Bd. 12. In Grimms Märchen und in Paulis Schimpf und Ernst (1522) ist es eine Kröte, die dem Sohn ins Gesicht springt. Johann Pauli: Schimpf und Ernst [1522], hrsg. von Johann Bolte. Berlin 1924, ND Hildesheim 1972, Nr. 437). Ebenso das Exempel von dem Sohn, der seinen Vater abweist und danach “rasend” wird.
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Dem Gesinde wurde der Kranich verehrt, als biblisches Exempel hier dient der Hauptmann von Capernaum mit seinem Gesinde. Als Sinnbild für fleißiges Gesinde gibt es eine Gemälde von einem Knaben mit einem roten Hut (Vgl. Cousin). Über faule Diener schreibt dagegen Bernardus, dass man sie als Feinde ansehen müsse.
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Dem Gesinde wurde der Kranich verehrt, als biblisches Exempel hier dient der Hauptmann von Capernaum mit seinem Gesinde. Als Sinnbild für fleißiges Gesinde gibt es eine Gemälde von einem Knaben mit einem roten Hut (Vgl. [[C 5623: Cousin, Gilbert; Hausknecht oder vom Amt der Diener| Cousin 1535]]). Über faule Diener schreibt dagegen Bernardus, dass man sie als Feinde ansehen müsse.
Den Jungfrauen wurde die Schnecke geschenkt, Dinas Tochter ist für Jungfrauen ein negatives Exempel. Den Witwen gab man die Turteltaube und und Schulmeistern die Gluckhenne. An dieser Stelle erzählt Thylo das Exempel von dem Sekretär des Kaisers Karl  V. mit Namen Oberbürger, der nach der Schlacht von Mühlberg unter den Gefangenen ehemalige Klassenkameraden wiedererkannte. Dagegen gibt es auch Beispiele von undankbaren Schülern und von grausamen Schulmeistern.
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Den Jungfrauen wurde die Schnecke geschenkt, Dina, die Tochter des jakob (Gen. Kap. 34), ist für Jungfrauen ein negatives Exempel. Den Witwen gab man die Turteltaube und und Schulmeistern die Gluckhenne. An dieser Stelle erzählt Thylo das Exempel von dem Sekretär des Kaisers Karl  V. mit Namen Oberbürger, der nach der Schlacht von Mühlberg unter den Gefangenen ehemalige Klassenkameraden wiedererkannte. Dagegen gibt es auch Beispiele von undankbaren Schülern und von grausamen Schulmeistern.
 
All dies, führt Thylo aus, war früher der Brauch, heute dagegen habe man etwas sehr viel Besseres auszuteilen, nämlich den Namen Jesu.
 
All dies, führt Thylo aus, war früher der Brauch, heute dagegen habe man etwas sehr viel Besseres auszuteilen, nämlich den Namen Jesu.
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=='''Historischer Kontext'''==
 
=='''Historischer Kontext'''==
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Thylo benutzt zum Teil wörtlich zitierend, aber ohne Angabe seiner Quelle, die Postilla von Joannes Gigas, 1571, (Frankfurt a.d.O. 1575, VD 16: H 3233, Bl. XLVIIv), dieser wiederum muss die Erwähnung der Neujahrsausteilungen in der Neujahrspredigt über "Das Evangelium vom Weibessamen" von Johannes Mathesius gekannt haben, obwohl diese erst viel später gedruckt wurde (Johann Mathesius, New Jahr Mathesij, hrsg. v. Johann Beyer. Leipzig 1587, VD 16: M 1527), denn die Entlehnungen (etwa bei den Zuordnungen der symbolischen Tieren zu den verschiedenen Ständen) liegen auf der Hand.
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Thylo benutzt zum Teil wörtlich zitierend, aber ohne Angabe seiner Quelle, die Postilla von Joannes Gigas, 1571 (Frankfurt a.d.O. 1575, VD 16: H 3233, Bl. XLVIIv), dieser wiederum muss die Erwähnung der Neujahrsausteilungen in der Neujahrspredigt über "Das Evangelium vom Weibessamen" von Johannes Mathesius gekannt haben, obwohl diese erst viel später gedruckt wurde (Johann Mathesius, New Jahr Mathesij, hrsg. v. Johann Beyer. Leipzig 1587, VD 16: M 1527), denn die Entlehnungen (etwa bei den Zuordnungen der symbolischen Tieren zu den verschiedenen Ständen) liegen auf der Hand.
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Wie Gigas und Mathesius berichtet Thylo nur von diesem alten Brauch, ohne ihm zu folgen, bei Thylo sind diese Ausführungen die Einleitung zu seiner Auslegung des Namens Jesu. Aber der Bericht von dem alten Brauch wird bei ihm durch viele Exempel, die aus den Katechismus- und Haustafelpredigten bekannt waren, ausgeweitet. Andere lutherische Pfarrer, wie z. B. Sigismund Schwabe in Breslau, waren zu dieser Zeit schon dazu übergegangen, selbst Neujahrsausteilungen mit symbolischen Tieren vorzunehmen, wobei sie sich an der Ständereihung aus Luthers Haustafel orientierten (Sigismund Schwabe: Austeilung des Neuen Jahrs allen Ständen in schönen Sprüchen und Gleichnissen; in: Vom heiligen Christwürmlein. Görlitz 1570, VD 16: S 4524).
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Wie Gigas und Mathesius berichtet Thylo nur von diesem alten Brauch, ohne selbst solche "Schenkungen" vorzunehmen. Bei Thylo sind diese Ausführungen die Einleitung zu seiner Auslegung des Namens Jesu. Aber der Bericht von dem alten Brauch wird bei ihm durch viele Exempel, die aus den Katechismus- und Haustafelpredigten bekannt waren, ausgeweitet. Andere lutherische Pfarrer, wie z. B. Sigismund Schwabe in Breslau, waren zu dieser Zeit schon dazu übergegangen, selbst Neujahrsausteilungen mit symbolischen Tieren zu publizieren, wobei sie sich ebenso wie Thylo an der Ständereihung aus Luthers "Haustafel" orientierten (Sigismund Schwabe: Austeilung des Neuen Jahrs allen Ständen in schönen Sprüchen und Gleichnissen; in: Vom heiligen Christwürmlein. Görlitz 1570, VD 16: S 4524; vgl. auch [[V 1631: Fischer, Christoph; Ein einfeltige Christliche Predigt am Newen Jarstage| Christoph Fischer 1593]]).
    
   
 
   
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== '''Literatur:''' ==
 
== '''Literatur:''' ==
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Walter Behrendt: Lehr-, Wehr- und Nährstand. Haustafelliteratur und Dreiständelehre im 16. Jahrhundert. Berlin 2009, S. 246.
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online: http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000009241
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[[Kategorie:Neujahrsschrift]]
Anonymer Benutzer

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