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C 5622: Cousin, Gilbert; Der Haushalter oder vom Amt der Diener (Quelltext anzeigen)
Version vom 27. November 2010, 13:15 Uhr
, 13:15, 27. Nov. 2010Ergänzungen
Gabriel Schmuck, Bürgermeister der Stadt Neu-Ötting
Gabriel Schmuck, Bürgermeister der Stadt Neu-Ötting
=='''Inhalt'''==
Der Text handelt 1. von der Auswahl neuer Diener, 2. von ihrer Erprobung, 3. von den Pflichten der Diener gegenüber ihren Herren sowie von denen der Herren gegenüber den Dienern.
Einen neuen Diener soll man nach seiner Erscheinung beurteilen und nach dem, wie er spricht. Ein schlechtes Zeichen ist es, wenn er schlecht über seine frühere Herrschaft spricht. Bestimmte Nationalitäten passen als Herren und Diener nicht zusammen, wie etwa Deutsche und Spanier. Bei der Erprobung muss der Herr zuerst darauf achten, wie der Diener auf Tadel oder auf Lob reagiert. Gefährlich koennen Kontakte des Dieners zu den Feinden des Herrn sein. Geschwätzigkeit erkennt man, indem man ihm etwas anvertraut, was keine grosse Wichtigkeit hat.
Im Ganzen soll der Herr mit Gutmütigkeit regieren, aber bei Diebstahl, Ehebruch usw. ist der Diener sofort zu entlassen. Das Wichtigste ist die Verschwiegenheit. Diener, die zu viel erzählen, was sie gehoert haben, tragen auch viel nach aussen. Diener sollen nicht mit Arbeit überladen werden, aber sie sollen immer zu tun haben. Eine besonders in England verbreitete Unsitte ist es, zu viele Diener einzustellen.
Am Ende berichtet Cousin von einem in Frankreich oft benutzten Sinnbild von einem idealen Diener: er trägt einen roten Hut und ordentliche Kleider, wie es sich geziemt; er hat einen Saurüssel, weil es sich mit einfachem Essen begnügt, und hat Eselsohren, weil er auch mal ein grobes Wort überhoeren kann. Seine rechte Hand ist ausgestreckt, was seine Treue anzeigt; Hirschfüsse deuten auf Behendigkeit hin, ein an der Schulter hängender Eimer und eine Schaufel auf Emsigkeit.
== '''Historischer Kontext:''' ==
== '''Historischer Kontext:''' ==
Diese Übersetzung des kleinen Traktats von Gilbert Cousin stellt die wohl erste "Dienstbotenschrift" in Deutschland dar. Über das Verhältnis von Hausherrschaft und Gesinde wurde im späten 16. Jahrhundert vor allem in den entsprechenden Kapiteln oder Predigten innerhalb der Auslegungen der "Haustafel" (in der Regel im Anschluss an die Auslegungen des Katechismus) gehandelt, z. B. von Hieronymus Weller (lat. 1552, dt. 1556) oder von Cyriacus Spangenberg (1556 u. ö.). Als gesonderte Dienstbotenschrift fand später der "Gesindeteufel" von Peter Glaser (1564) weite Verbreitung. Sowohl Spangenberg als auch Glaser war der Text von Cousin, sicher in seiner lateinischen Fassung, bereits bekannt.
Diese Übersetzung des kleinen Traktats von Gilbert Cousin stellt die wohl erste "Dienstbotenschrift" in Deutschland dar. Über das Verhältnis von Hausherrschaft und Gesinde wurde im späten 16. Jahrhundert vor allem in den entsprechenden Kapiteln oder Predigten innerhalb der Auslegungen der "Haustafel" (in der Regel im Anschluss an die Auslegungen des Katechismus) gehandelt, z. B. von Hieronymus Weller (lat. 1552, dt. 1556) oder von Cyriacus Spangenberg (1556 u. ö.). Als gesonderte Dienstbotenschrift fand später der "Gesindeteufel" von Peter Glaser (1564) weite Verbreitung. Sowohl Spangenberg als auch Glaser war der Text von Cousin, sicher in seiner lateinischen Fassung, bereits bekannt, wie man an der Verwendung des bei Cousin beschriebenen Sinnbilds eines idealen Dieners erkennen kann, das beide fast woertlich übernehmen.