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− | siehe [[Anhang zu ZV 10507: Mathesius, Johann; Oeconomia|Anhang ]] | + | siehe [[Anhang zu ZV 10507: Mathesius, Johann; Oeconomia (dt.)|Anhang ]] |
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| == '''Autor''' == | | == '''Autor''' == |
− | Autor der Vorlage: Mathesius, Johann: lateinisches Hochzeitsgedicht von 1560 | + | Autor der Vorlage: Mathesius, Johann: lateinisches Hochzeitsgedicht von 1560 (VD16: M 1415) |
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| == '''Erscheinungsjahr:''' == | | == '''Erscheinungsjahr:''' == |
− | Das einzige bekannte Exemplar in Berlin SB ist beschädigt, ein Teil des Titelblatts ist abgerissen. Hinter der lesbaren Jahreszahl "M D LVII" kann man noch den Fuß eines weiteren "I" erkennen, es handelt dabei eindeutig nicht lediglich um einen Punkt. Daher ist ist Jahreszahl 1568, die im Berliner Katalog angegeben wird, richtig, und die Jahreszahl 1567 im VD16 ist falsch. | + | Das einzige bekannte Exemplar in Berlin SB ist beschädigt, ein Teil des Titelblatts ist abgerissen. Hinter der lesbaren Jahreszahl "M D LVII" kann man noch den Fuß eines weiteren "I" erkennen, es handelt dabei eindeutig nicht lediglich um einen Punkt. Daher ist die Jahreszahl 1568, die im Berliner Katalog angegeben wird, richtig, und die Jahreszahl 1567 im VD16 ist falsch. |
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| == '''Standort(e) im VD16:''' == | | == '''Standort(e) im VD16:''' == |
− | Berlin SB | + | Berlin SB: Eq 50 |
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| == '''Historischer Kontext:''' == | | == '''Historischer Kontext:''' == |
− | Es handelt sich bei der Übersetzung dieses kleinen Gedichts wohl um die am weitesten verbreitete deutsche Eheschrift des 16. Jahrhunderts, möglicherweise auch des 17. Jahrhunderts. Meist wurde das Gedicht anderen Schriften beigedruckt, aber es sind bis 1600 auch viele Einzeldrucke bekannt (vgl. die weiteren Druckausgaben). Nach dem Tod Hermanns 1561 gab Mathesius selbst die deutsche Übersetzung 1564 noch einmal heraus, erweitert um eine einige "Hausgebetlein" für die verschiedenen Stände innerhalb des Haushalts. | + | Es handelt sich bei der Übersetzung dieses kleinen Gedichts wohl um die am weitesten verbreitete deutsche Eheschrift des 16. Jahrhunderts, möglicherweise auch des 17. Jahrhunderts (für die Zeit von 1601 - 1620 vgl. die Ausgabenliste in: Repertorium deutschsprachiger Ehelehren der Frühen Neuzeit, hrsg. v. Erika Kartschoke. Berlin 1996, Nr. 40, S. 93f). Meist wurde das Gedicht anderen Schriften beigedruckt, aber es sind bis 1600 auch viele Einzeldrucke bekannt (vgl. die weiteren Druckausgaben im [[Anhang zu ZV 10507: Mathesius, Johann; Oeconomia (dt.)|Anhang ]]). Nach dem Tod Hermanns (1561) gab Mathesius selbst die deutsche Übersetzung 1564 noch einmal heraus, erweitert um eine einige "Hausgebetlein" für die verschiedenen Stände innerhalb des Haushalts. |
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| Der Text des Gedichts umfasst die Bll. A2r-B1v, danach folgen die Gebete bis zum Ende des Drucks (Bl. D4). | | Der Text des Gedichts umfasst die Bll. A2r-B1v, danach folgen die Gebete bis zum Ende des Drucks (Bl. D4). |
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− | Das Gedicht wendet sich an einen Hausvater und hebt zuerst die Vorzüge einer sanftmütigen, arbeitsamen und gehorsamen Hausfrau hervor. Ein störrisches und zänkisches Weib dagegen ist ein "herbes Kraut". Fromme und gehorsame Kinder bereiten einem ein Glücksgefühl, groß ist dagegen der Schmerz derer, die keine Kinder haben können. Im Ehebett herrscht die höchste Zucht, während die im Zölibat und in der Unzucht lebenden Geistlichen ("Geistlosen") verflucht sind. Ein Hausherr soll seine Frau ehren. Er muss auch "durch die Finger sehen" (nachsichtig sein) können, darf sich aber nicht zum "Simon" machen lassen (nach dem Spottwort "Siemann", das ist eine Frau, die die Herrschaft im Haus übernommen hat. Ein "Simon" ist dagegen ein Mann, der die Herrschaft über die Frau abgegeben hat.) Die Kinder müssen mit Vernunft und Maß bestraft werden, dann vertraut das Kind dem Vater. Eine Tochter soll man so viel wie möglich im Haus halten und ihr frühzeitig einen Mann verschaffen. Das Gesinde soll zur Arbeit angehalten werden. Man soll nicht mehr verzehren als man verdient und nicht zu hart gegenüber dem Gesinde sein. Mit den Nachbarn soll man sich vertragen und die Obrigkeit ehren. Wenn das Weib stirbt, kann man ein weiteres Mal heiraten. Früher war das oft nicht zugelassen, wegen der Kinder, die von den Stiefmüttern mitunter nicht gut behandelt werden. Deshalb sagt Mathesius, was ihn betreffe, sei er gegen eine Wiederverheiratung. Andererseits sei auch das Leben eines Witwers traurig. Am Ende soll der Hauswirt ein gutes Testament machen. | + | Das Gedicht wendet sich an einen Hausvater und hebt zuerst die Vorzüge einer sanftmütigen, arbeitsamen und gehorsamen Hausfrau hervor. Ein störrisches und zänkisches Weib dagegen ist ein "herbes Kraut". Fromme und gehorsame Kinder bereiten einem ein Glücksgefühl, groß ist dagegen der Schmerz derer, die keine Kinder haben können. Im Ehebett herrscht die höchste Zucht, während die im Zölibat und in der Unzucht lebenden Geistlichen ("Geistlosen") verflucht sind. Ein Hausherr soll seine Frau ehren. Er muss auch "durch die Finger sehen" (nachsichtig sein) können, darf sich aber nicht zum "Simon" machen lassen (nach dem Spottwort "Siemann", das ist eine Frau, die die Herrschaft im Haus übernommen hat. Ein "Simon" ist dagegen ein Mann, der die Herrschaft im Haus der Frau überlassen hat.) Die Kinder müssen mit Vernunft und Maß bestraft werden, dann vertraue das Kind dem Vater. Eine Tochter soll man so viel wie möglich im Haus halten und ihr frühzeitig einen Mann verschaffen. Das Gesinde soll zur Arbeit angehalten werden. Man soll nicht mehr verzehren, als man verdient, und nicht zu hart gegenüber dem Gesinde sein. Mit den Nachbarn soll man sich vertragen und die Obrigkeit ehren. Wenn das Weib stirbt, kann man ein weiteres Mal heiraten. Früher war das oft nicht zugelassen, wegen der Kinder, die von den Stiefmüttern mitunter nicht gut behandelt werden. Deshalb sagt Mathesius, was ihn betreffe, sei er gegen eine Wiederverheiratung. Andererseits sei auch das Leben eines Witwers traurig. Am Ende soll der Hauswirt ein gutes Testament machen. |
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| Die letzten 13 Zeilen sind ein Gebet für die Sterbestunde. Am Schluss steht noch eine Grußadresse an den Bräutigam, für dessen Hochzeit das Gedicht ursprünglich gedacht war, mit dem Wunsch, dass er "kein Witwer werde wie ich". | | Die letzten 13 Zeilen sind ein Gebet für die Sterbestunde. Am Schluss steht noch eine Grußadresse an den Bräutigam, für dessen Hochzeit das Gedicht ursprünglich gedacht war, mit dem Wunsch, dass er "kein Witwer werde wie ich". |