S 4511: Schuward, Johannes; Haustafel. Ein Geistlich Spiel

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VD 16-Nr.: S 4511

Kurztitel: Haustafel. Ein Geistlich Spiel  

Autor: Schuward, Johannes

Druckort: Eisleben

Erscheinungsjahr: 1565



VD16-Link

S 4511


Autor:

Schuward (Schubart), Johannes (1527 in Roßwein – 1596 (?), 1545 immatrikuliert in Wittenberg, ab 1551 Pfarrer in Dalzig, 1593 Superintendent in Sangerhausen.

Das VD16 behandelt den Pfarrer von Dalzig (Schuward) und den Superintendenten von Sangerhausen (Schuwart) als zwei verschiedene Personen und ordnet ihnen zwei verschiedene PND-Nummern zu. Aber in seiner ersten Veröffentlichung von 1593 (VD16: ZV 19031, Digitalisat: Zwo Predigten) als Superintendent von Sangerhausen unterzeichnet Schuward die Vorrede noch mit der Ortsangabe "Dalzig".

Vgl. auch Johannes Bolte in: ADB 33, S. 150;

Reinhold Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch, Teil 2. Freiberg 1940, S. 838 (unter "Schubart").


Beiträger:

Krafft, Michael (aus Ophausen), Verleger;

Von Krafft stammt ein Brief (am Ende des Drucks) an Johannes Schuward (Bl. P5r-P7r), als Antwort auf dessen vorangehenden Dankbrief.


Titel:

Haustaffel. Ein Geistlich Spiel von den fürnembsten Stenden der Menschen auff Erden


Drucker:

Gaubisch, Urbanus


Verleger:

Krafft, Michael


Standort(e) im VD16:


weitere Standorte:

Dresden SLUB: Theol.ev.mor. 349

Krakau BJ: Yg 70R (ehemals Berlin SB)


Historischer Kontext

Über das Ständereihungsmodel der “Haustafel” in Predigten vgl. den Artikel zu Cyriacus Spangenbergs Haustafelauslegung von 1556.


Inhalt:

In seiner Vorrede (Bl. A2r-A6r) gibt Schuward an, er habe das Spiel sieben Jahre zuvor in den Arbeitspausen bei seinen Predigtvorbereitungen geschrieben. Er rechtfertigt die Anfertigung dieses Spiels mit dem belehrenden Nutzen, keinesfalls soll es nur die Schaulust befriedigen wie die Mehrzahl der zeitgenössischen Spiele. Die Erfahrung zeige zudem, dass in Verse gefasste Lehren sich leichter einprägten.

Die darauf folgende gereimte Einleitungsrede gehörte schon zum Spiel und sollte aufgeführt werde. Dass es aber je zu einer Aufführung kam, ist nicht bezeugt. Auf die Einleitungsrede folgt eine Liste aller auftretenden sprechenden und stummen Figuren und ihre Anordnung auf der Bühne, aus der man sich auch eine Vorstellung von dem Bühnenaufbau machen kann. Auf der Bühne (dem "Pallast") war im Hintergrund ein Aufbau ("solium maiestatis") errichtet, in dem Gott, Christus und die Engel sitzen sollten. Links und rechts von der Bühne gab es Sitzplätze für die Figuren der Propheten und Aposteln, die sich auf die Bühne begaben, wenn sie das Wort hatten. Alle diese Figuren waren in den ersten 4 Akten immer anwesend. Die Vertreter der einzelnen Stände dagegen traten nur in den ihnen zugeschriebenen Akten auf. Im ersten Akt, in dem die Geistlichen und die Gemeinde belehrt werden sollten, traten allerdings alle Personen auf, weil zu den "Zuhörern", wie die Gemeindemitglieder in den Haustafelpredigten genannt wurden, alle Menschen gehörten. Auch Christus sollte, wenn er sprach, auf die Bühne kommen, während Gott immer auf dem "solium maiestatis" blieb. Zu den stummen Figuren gehörten Kinder, Knechte, Engel und einige Teufel. Letztere hatten die Aufgabe, den auftretenden Negativfiguren mit einem Blasebalg die bösen Gedanken einzugeben.

Zwischen den einzelnen Akten sind Lieder mit vierstimmiger Notation, jeweils mit zahlreichen Strophen, eingeschoben, die in den Pausen gesungen werden sollten. Aber der Gesang konnte auch jederzeit abgebrochen werden: "Man mag singen wie viel Vers man will/ das es das Spiel nicht vorstelle/ oder zu lang werde." (Bl. E2v)

Auf die Bühne kommen im ersten Akt ein guter Prediger und zwei schlechte (ein Katholik und ein "Epikuräer", der allen Konflikten mit den Sündern aus dem Weg gehen will) sowie ein guter Zuhörer und ein schlechter, der die Pfaffen verachtet. Alle Standesvertreter werden von den Propheten und Aposteln über ihre Pflichten belehrt, wobei die Propheten die Lehren vermitteln, die sich in den nach ihnen benannten biblischen Büchern finden. Im zweiten Akt erscheinen ein guter und ein schlechter Herrscher, danach wieder die beiden Zuhörer aus dem ersten Akt, nun in ihrer Funktion als Untertanen. Nach diesem Muster sind auch der dritte und vierte Akt aufgebaut, wobei der letztere aber nicht zwei-, sondern viergeteilt ist, weil in ihm gute und schlechte Eltern und Kinder, Hausherren (wieder jene Zuhörer und Untertanen) und Knechte und Mägde auftreten.

Eine Handlung im eigentlichen Sinne existiert nicht, oder sie entsteht in Ansätzen nur in den wenigen Gesprächen zwischen den zu belehrenden Figuren oder durch die Widerreden der Negativfiguren gegen die Belehrungen. Im fünften Akt verlassen auch die Propheten ihre Plätze, und unter den Augen von Gott, Christus und den Engeln wird ein Tisch aufgestellt, um den sich Zecher einfinden. Zu ihnen stößt die Figur des Treuen Eckhard, der die Zecher auffordert, von ihrem liederlichen Lebenswandel abzulassen. Er kündigt an, dass das Jüngste Gericht kurz bevorstünde und dass auf die Sünder Höllenstrafen warteten, was die Zecher aber zuerst mit Widerreden und dann mit Beschimpfungen beantworten. Betrübt verlässt der Treue Eckhart am Ende das Wirtshaus und trifft auf der Straße die Familie der positiven Figuren des Spiels, die gerade aus der Kirche kommen und bekunden, dass sie die dort erhaltenen Lehren zu Hause nun in die Tat umsetzen wollten. Erleichtert stellt der Treue Eckhard fest, dass es beim Jüngsten Gericht wohl doch noch einige wenige Gerettete geben wird.


Rezeption

Eine zweite Auflage dieses Spiels scheint es nicht gegeben zu haben, und Schuward, der 20 Jahre später einige voluminöse Sammlungen von Textauszügen zu mit dem Haustafelthema verwandten Gegenständen veröffentlichte, hat nach 1565 wohl keine weitere Dramen geschrieben.

Jedoch hat einige Jahre später der Nürnberger Schulmeister Georg Mauricius das Spiel als Vorlage für ein eigenes Schuldrama mit dem Titel "Von allerlei Ständen" benutzt, das 1606 auch gedruckt wurde (VD17: 32:636045V).


Literatur:

online: Walter Behrendt: Lehr-, Wehr- und Nährstand. Haustafelliteratur und Dreiständelehre im 16. Jahrhundert. Berlin 2009, S. 302-325.