Projektbeschreibung
(Fassung vom April 2010, gekürzt)
Das Wiki zu den Drucken des 16. Jahrhundert soll als eine Ergänzung zum VD16 eine tiefere inhaltliche Erschließung der Drucke ermöglichen. Für jede einzelne Druckausgabe, die im VD16 mit einer Nummer bezeichnet ist, kann eine eigene Seite in dem Wiki eröffnet werden, so dass der Benutzer über die VD16-Nummer ersehen kann, welche Einzelhinweise oder ausführlichen Artikel andere Benutzer zu der betreffenden Druckausgabe in das Wiki eingestellt haben.
Daneben enthält das Wiki auch zusätzliche Verzeichnisse, etwa mit Hinweisen zu Druckern und Druckorten (soweit die Angaben über das hinaus gehen, was sich schon bei Reske/Benzing1 findet) oder von Nachweisen oder Nachrichten zu Drucken, die bisher nicht im VD16 aufgenommen sind.
Die Erschließung der Drucke in dem Wiki soll auf jeden Fall über das hinausgehen, was das VD16 bietet. Eine einfache Kopie der Angaben des VD16 oder nur ein zusätzlicher bibliographischer Nachweis ist nicht ausreichend für die Aufnahme in das Wiki. Ein neu gefundener Standort eines Druckes ist nur dann ausreichend, wenn im VD16 bisher lediglich ein Nachweis aus der Sekundärliteratur vorhanden war.
Eine "tiefere Erschließung" kann z. B. aus einer genaueren Beschreibung, aus einem Inhaltsüberblick oder aus Hinweisen auf Beziehungen zu historischen Ereignissen und Entwicklungen sowie auf Abhängigkeiten der Texte untereinander bestehen oder auch aus Angaben von existierender Sekundärliteratur, soweit sie sich auf die spezielle Druckausgabe bezieht und näher auf sie eingeht. Auch Digitalisierungen, die im VD 16 nicht verzeichnet sind, können mit entsprechenden Links nachgewiesen werden.
Eine diplomatische Titelaufnahme, wie sie das VD 16 bietet, ist für das Wiki nicht erforderlich. Die Mindestangaben sind auf jeden Fall der genaue Standort mit Signatur, der Hauptverfasser (soweit bekannt oder erschließbar), Kurztitel (bei Exemplaren mit Titelblattverlust provisorisch), Erscheinungsort und -jahr (soweit angegeben, sonst geschätzt) und, wenn der Druck nicht im Original in Augenschein genommen werden konnte, die genaue Quelle.
Diese letzteren essentiellen und obligatorischen Angaben werden in einem Kopfteil, der jeder Seite vorangeht, vorgestellt, alle weiteren Angaben können danach in einer festgelegten Reihenfolge eingegeben werden. Nur die Signatur des benutzten Exemplars der Druckausgabe (bzw. die bibliographische Angabe bei einem Faksimile oder einer wissenschaftlichen Edition) findet sich, da es sich dabei um eine "exemplarspezifische Angabe" handelt, in der Regel nicht in dem Kopfteil des Datensatzes, sondern auf der parallelen "Chronologie"-Seite, die jeden Datensatz begleitet und auf der auch die Namen der jeweiligen Bearbeiter erscheinen.
Auf jeder Seite, die eine Druckausgabe präsentiert, soll zudem am rechten Rand eine Rubrik vorgegeben werden, in der die VD16-Nummern von weiteren Ausgaben, die den- oder dieselben Texte enthalten, eingetragen werden können. Dadurch soll für jeden Text ein Überblick geboten werden, welche anderen Ausgaben des gleichen Textes im 16. Jahrhundert gedruckt erschienen sind.2 Wenn diese Ausgaben desselben Textes auch schon innerhalb des Wiki bearbeitet sein sollten, werden die entsprechenden Seiten miteinander verlinkt.
Falls die Angaben zu einer noch nicht im VD16 vertretenen Ausgabe aus einem Bibliothekskatalog stammen, ohne dass das Exemplar eingesehen wurde, oder aus anderen nicht völlig zuverlässigen Quellen, dann bekommt diese unsichere Ausgabe vorerst keine eigene Seite, sondern wird in eine spezielle, alphabetisch geordnete Liste eingefügt, so lange, bis ein Exemplar im Original oder als Kopie komplett eingesehen werden konnte oder bis der Druck im VD 16 verzeichnet wird.
Die Anlage aller weiteren Rubriken, die auf den Kopfteil folgen, bleibt den Wiki-Teilnehmern überlassen. Diese Rubriken können neben den schon genannten möglichen Inhaltsüberblicken oder Beziehungen zu anderen Texten wie Quellen oder Rezeption zum Beispiel Signaturformeln und Fingerprints der Drucke enthalten, sie können aus Charakterisierungen der Paratexte und der Zugaben von Beiträgern bestehen, aus Angaben zu Widmungsempfängern, zu Illustrationen oder Notationen, aus Verzeichnissen der Exempelmotive oder Exempelfiguren (z. B. in Predigten) oder historischer Personen (z. B. in Kasualschriften, Briefausgaben oder Epigrammsammlungen) oder aus exemplarspezifischen Angaben wie Mitüberlieferungen in Konvoluten, Einband, Provenienz, Erhaltungszustand, Sicherungsverfilmung, handschriftliche Einträge, Kolorierungen usw.
Biographische Angaben zu den Autoren werden auf Geburts- und Sterbedaten beschränkt, weitere Einzelheiten zur Biographie werden nur aufgenommen, wenn dadurch dem, was sich schon in den gängigen Nachschlagewerken findet, etwas hinzugefügt werden kann. Im Übrigen reichen externe Links auf Bautz (BBKL)3 und ADB/ NDB4, eventuell auch auf Wikipedia, oder entsprechende Literaturhinweise aus. Auch die Angaben von Sekundärliteratur sollen sich möglichst auf das Wesentliche beschränken, eventuell durch Hinweis auf Titel, in denen entsprechende Bibliographien enthalten sind.
Die Ausführlichkeit der einzelnen Druckbearbeitungen ist sonst unbeschränkt. Generell soll das Ziel sein, dem Benutzer einen ersten, überblicksartigen Eindruck von dem Charakter und Inhalt des Druckes zu geben. Wenn der Beitrag aber umfangreicher und dadurch unübersichtlicher wird – z.B. durch ausführliche Inhaltsangaben oder durch Auflistungen von Exempelmotiven oder von zitierten Autoritäten –, so kann den ins Einzelne gehenden Beschreibungen eine kurze Zusammenfassung vorangestellt werden. So wie die Ausführlichkeit einer Bearbeitung nicht begrenzt wird, so ist umgekehrt auch kein Beiträger verpflichtet, einen kompletten Artikel zu verfassen. Die Mindestanforderung, um eine neue Seite zu eröffnen, ist allein, dass die eingestellten Angaben nicht schon im VD16 vorzufinden sind und dass die neuen Angaben nicht lediglich weitere Exemplar-Standorte oder bibliographische Nachweise sind.
In den Beiträgen können schon vorhandene, aber verstreut publizierte Forschungsergebnisse zu den Drucken zusammengetragen oder aber bisher unbekannte Einzelheiten vorgestellt werden. Inhaltsüberblicke und Ähnliches sollen, wenn möglich, in die Seite der frühsten bis zum jeweiligen Zeitpunkt bearbeiteten Druckausgabe eines Textes aufgenommen werden, die Bearbeitungen späterer Ausgaben können darauf (mit Angabe eventueller Veränderungen in der späteren Auflage) verweisen.
Auch wer nicht im Einzugsbereich einer Bibliothek mit Altbeständen wohnt, kann sich an dem Wiki beteiligen. Denn wichtig ist auch die Zusammenstellung von Sekundärliteratur zu den einzelnen Drucken, besonders, wenn diese "versteckt" ist, das heißt, wenn nicht anhand des Titels der Untersuchung erkannt werden kann, dass der betreffende Druck des 16. Jahrhunderts darin behandelt wird. Dazu kommen zu erstellende Konkordanzen mit anderen großen Erschließungsunternehmen, wie z.B. mit dem Gesamtkatalog der Leichenpredigten oder dem Wolfenbütteler Katalog der Leichenpredigten5, mit Hollsteins Buchillustrations-Katalogen6 oder auch mit dem Verfasserlexikon7, anhand dessen ersehen werden kann, welche der Drucke des 16. Jahrhunderts eine mittelalterliche Vorgeschichte haben.
Die verwendete Software soll eine Wikipedia ähnliche Arbeitsweise ermöglichen, so dass zum einen die Bearbeitungsgeschichte eines Artikels auf einer parallelen "Chronologie"-Seite zurückverfolgt werden kann (Versionskontrolle) und zum anderen auch eine parallele Diskussionsseite für jede Druckausgabe zur Verfügung steht, auf der verschiedene Bearbeiter sich austauschen und, wenn nötig, bestimmte von ihnen in den Artikeln vorgenommene Veränderungen begründen können. Gerade für die interdisziplinäre Kommunikation ist diese von der Software vorgegebene Einrichtung, in der auch ältere Diskussionen für später hinzustoßende Beiträger erhalten bleiben, unerlässlich. Auf der Chronologie-Seite erscheint zusammen mit dem Nachweis des vorgenommenen Eintrags auch der Name des jeweiligen Bearbeiters, und dort wird auch vermerkt, ob ein Exemplar des Druckes selbst oder eine Reproduktion (Digitalisat, Mikrofilm, Faksimiledruck oder wissenschaftliche Edition) verwendet wurde oder ob das Wissen des Bearbeiters darüber aus anderen Quellen stammt.
Die Beiträger melden sich vor ihrer ersten Eingabe mit ihrem echten Namen an, der mit dem Namen der Forschungsinstitution, an der sie tätig sind, verbunden ist. Beiträger, die nicht in eine Forschungsinstitution eingebunden sind (z.B. bibliophile Sammler oder Antiquare), geben ihren Wohnort an. Wissenschaftler, die häufig den Ort ihres Wirkens wechseln, können zur Identifizierung ersatzweise auch die Titeldaten einer ihrer Publikationen angeben, die in den gängigen Bibliographien oder Bibliothekskatalogen verzeichnet sind. Die Mitarbeit in dem Wiki ist sonst an keine weiteren Bedingungen gebunden, die Beiträge sind unmittelbar nach ihrer Eingabe in der Datei sichtbar. Eine Kontrolle durch die Administratoren findet nur in Bezug auf Spamming oder Vandalismus statt. Eine Fehlerkontrolle wird also der community überlassen.
Die Drucke des 16. Jahrhunderts bieten sich für das Experiment eines wissenschaftlichen und trotzdem jedermann frei zugänglichen Wikis an, weil zum einen dafür vom VD16 schon eine vorstrukturierte Basis geschaffen ist (Namens- und Titelansetzungen, Identifizierung von Texten und Autoren mit PND-Nummern, diplomatische Titelaufnahmen, Zuordnung der VD16-Nummern usw., eine Verschlagwortung ist geplant) und weil zum anderen hier vor allem positives Wissen gesammelt werden soll, bei dem eventuelle Fehler anhand der vorhandenen Drucke leicht erkannt und korrigiert werden können. "Edit-Wars", wie sie in Wikipedia an der Tagesordnung sind, sind auf diesem Feld, für das sich darüber hinaus auch hauptsächlich Spezialisten interessieren werden, nicht zu erwarten.
Abweichend vom Wikipedia-Projekt soll eine größere Verbindlichkeit dadurch erreicht werden, dass keine anonymen oder pseudonym firmierten Beiträge zugelassen werden. Dass dennoch falsche Namen von Beiträgern eingegeben werden, wird man zwar nicht ausschließen können, es soll aber explizit als unerwünscht gekennzeichnet werden. Denn ein Benutzer soll auch an den Namen der Beiträger abschätzen können, wie vertrauenswürdig die eingestellten Angaben sind.
Das Vorhaben kann in jedem Fall nur gelingen, wenn zahlreiche Forscher sich daran beteiligen. Sobald das Wiki online zugänglich ist, sollen die etablierten Internet-Dienstleister im Bereich der frühen Neuzeit wie historicum.net, Clio, H-SozKult, H-Germanistik, Archivalia, mediaevum, W4RF von H.C. Kuhn und die Frühneuzeit-Zentren in Berlin, Osnabrück, München, Wolfenbüttel, Augsburg, Frankfurt, Wien usw. gebeten werden, als Verteiler für die Vorstellung des Projekt in der Fachöffentlichkeit ihre Newsletter und mailing-Listen zur Verfügung zu stellen.
Universitätsdozenten sollen auch gebeten werden, diese Informationen an ihre Doktoranden weiterzugeben. Möglich wäre die Zusammenarbeit mit interessierten Universitätsdozenten, die ihre Studenten anleiten, Beiträge für das Wiki zu verfassen und die dabei schon für eine Qualitätskontrolle sorgen. Solche studentischen Arbeiten könnten in den universitären Kursen z. B. auch als Leistungsnachweise dienen.
Wissenschaftliche Einordnung und Stand der Forschung
Seit den 1960er Jahren wird im Zusammenhang des Projekts einer retrospektiven Nationalbibliographie an dem "Verzeichnis der im deutschen Sprachgebiet erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts" gearbeitet. 1983 erschienen die ersten Bände, 2000 war mit der Fertigstellung des letzten Bandes der Register das Grundwerk mit etwa 90.000 Einträgen abgeschlossen. Schon während der Zeit der Herausgabe wurden Korrekturen und weitere von verschiedenen Bibliotheken gemeldete Ausgaben, die nicht mehr in das Grundwerk eingearbeitet werden konnten, in einem Supplement-Alphabet gesammelt, das vor allem durch die Erschließung von großen Beständen in den Bibliotheken der neuen Bundesländer bald einen Umfang von über 20.000 Einträgen hatte. Die Publikation dieser zusätzlichen Titel im Internet, die schon für die zweite Hälfte der 1990er Jahren vorgesehen war, konnte erst 2003 erfolgen. Mittlerweile waren die laufenden "ZV"-Nummern des Supplements auf fast 25.000 angestiegen. Durch eine Veränderung der Aufnahmeregeln (die in einer Druckausgabe zusätzlich in dem Hauptwerk beigedruckten Texte bekamen nämlich im Supplement keine eigene Nummer mehr) war die Zahl der als eigenständige Titel gerechneten Ausgaben im Grundwerk auf 75.000 gesenkt worden, so dass man bei der online-Veröffentlichung des Supplements von etwa 100.000 gemeldeten Titeln des 16. Jahrhunderts aus dem deutschen Sprachgebiet ausging. Die Gesamtzahl der heute noch existierenden Druckausgaben wird nach Schätzungen, die vom Anfang der 1990er Jahre stammen, auf 120.000 bis höchstens 127.000 Titel veranschlagt.8 Nach dem Erscheinen des "Handbuchs der historischen Buchbestände" (1992–2000) jedoch, in dem viele Bibliotheken sehr viel größere Bestände des 16. Jahrhunderts angaben als noch in der brieflichen Umfrage von 1990 und in dem auch Bibliotheken des europäischen Auslands berücksichtigt wurden (allerdings ohne Frankreich, die Niederlande und Belgien, und Italien nur rudimentär, ganz zu schweigen vom Fehlen der USA), muss man von erheblich höheren Zahlen ausgehen. Trotz dieser – wenig bekannten – Tatsache gilt das Projekt VD16 im Wesentlichen als abgeschlossen, und die Hauptanstrengungen richten sich zur Zeit auf die Digitalisierung von schon im VD16 erfassten Werken. Die weiterhin existierende Arbeitsstelle des VD16 in München gibt pro Jahr noch etwa 400 – 500 neue Titel, die ihr von verschiedenen Bibliotheken gemeldet werden, in die Datei ein. Das bedeutet, dass die Arbeit an der Vervollständigung des VD16 sich sicherlich noch mehrere Jahrzehnte hinziehen wird. Das Wiki wird die Weiterarbeit am VD16 durch das einzubringende Spezialwissen möglichst vieler Fachexperten der Buchgeschichte, der Theologie, Germanistik, Kulturwissenschaft, der Philosophie-, Kunst- und Musikgeschichte, der Rechts-, Medizin- und Wissenschaftsgeschichte und weiterer Disziplinen fördern und vorantreiben.
Als das VD 16 in den 1960er Jahren konzipiert wurde, legte man großen Wert nicht nur auf das Autopsie-Prinzip, sondern auch auf die Erschließung der sogenannten "Beiträger", die neben dem Hauptverfasser Vorreden, Widmungsgedichte und ähnliche Paratexte beigesteuert hatten. Bewusst in Kauf genommen wurde dabei, dass die Bearbeitungszeit pro Titel sich dadurch erheblich verlängerte und sich somit das Erscheinen der Bibliographie verzögerte. Allgemein wurde aber gerade diese Vertiefung der Erschließung in der Folgezeit als ein besonderes Qualitätsmerkmal des zuerst in zwei und später in vielen Bibliotheken kooperativ erstellten Verzeichnisses erachtet.
Das hier vorgestellte Projekt möchte als Ergänzung des VD16 an die Grundsätze einer erweiterten Erschließung, die dem Benutzer nicht nur Titeldaten und Standorte der Drucke liefert, gerade durch eine Ausdehnung der kooperativen Arbeitsweise anknüpfen. Der Informationszuwachs in Bezug auf die Erschließungstiefe, der bei einer vorwiegend bibliothekarischen Bearbeitung mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden wäre, soll durch eine Ausweitung und Auffächerung des Zuträgerkreises erreicht werden.
Als langfristiges Ziel ist ins Auge gefasst, dass das Wiki sich – über die Beschreibung und Präsentation der Drucke hinaus – auch zu einem niemals veralternden Arbeitsinstrument entwickelt, in dem immer der neuste Stande der Forschung zu den Drucken des 16. Jahrhunderts dokumentiert ist.
Begrenzte Erfassungsprojekte zu bestimmten Textcorpora existieren bereits. Neben vielen gedruckt vorliegenden Verzeichnissen und Repertorien zu den Schriften und Druckausgaben des 16. Jahrhunderts gibt es auch im Internet mittlerweile schon verschiedene Repertorien zu den Werken des 16. Jahrhunderts, die sich aber meistenteils auf die Zusammenstellung von Druckausgaben und auf die Sammlung der Standorte von Exemplaren dieser Ausgaben beschränken (vgl. etwa die Repertorien zu den Freidank-Ausgaben9, zur Übersetzungsliteratur des Frühhumanismus (bisher erst bis 1500)10, zu den Ausgaben der Übersetzungen von Catos Distichen11, zu den Titelblättern der Inkunabel- und Post-Inkunabelzeit12, zu den Lutherdrucken in Wolfenbüttel13 und zu den Ausgaben des Werks "De inventoribus rerum" von Polydorus Virgilius14). Außerdem sind Internet-Kataloge mit Drucken des 16. Jahrhunderts zu berücksichtigen (wie ST16 an der Staatsbibliothek Berlin15, die Reformationsdrucke der Lutherhalle in Wittenberg16 und der Gesamtkatalog der gedruckten Leichenpredigten17). Auch einige Digitalisierungsprojekte zu begrenzten Textcorpora liefern zusätzliche Metadaten, die der Erschließung der Texte dienen (vgl. die Sammlung juristischer Dissertationen in Frankfurt18, die digitale Rekonstruktion der Bibliothek Hardenberg in Emden19 oder die lateinischen Texte im DFG-Projekt "Camena" sowie einige kurz kommentierte deutschsprachige Texte des damit verbundenen Projekts "Mateo" in Mannheim/Heidelberg20).
Für das Wiki sind als Vorbilder für die Beschreibung und Erschließung von Drucken dagegen vor allem jene Internet-Projekte maßgeblich, die sich die eingehende Kommentierung der Schriften des 16. Jahrhunderts zum Ziel gesetzt haben. An erster Stelle ist dabei auf die Arbeit des Basler Humanismusforschers Frank Hieronymus zu verweisen, der Anfang der 1990er Jahre eine Ausstellung über Basler griechische Drucke des 16. Jahrhunderts in der Basler Universitätsbibliothek ausarbeitete.21 In diesem Katalog ("Griechischer Geist aus Basler Pressen") werden vor allem die Vorreden der Werke referiert, aus denen sich ein facettenreiches Bild der humanistischen Aktivitäten im Basel des 16. Jahrhunderts – mit Ausblicken bis ins 18. Jahrhundert – ergibt. Der Katalog, in dem über 450 Druckausgaben des 16. Jahrhunderts beschrieben werden, wurde 2003 ins Internet gestellt und mit Digitalisaten der Titelblätter und der Vorreden versehen. Ebenfalls an der Universität Basel wurde von 2003 bis 2005 eine Datei mit Basler poetischen Werken in lateinischer Sprache für das Internet erarbeitet ("Opera poetica Basiliensia").22 Die Zahl der erfassten Titel, die mit Digitalisaten der Titelseiten ausgestattet sind, ist hoch, aber davon sind lediglich 36 aus der Zeit von 1500 bis 1530 ausführlich kommentiert. Diese somit fast 500 Internet-Seiten der beiden Basler Projekte können mit den entsprechenden Seiten in dem geplanten Wiki verlinkt werden. In dem jüngeren Projekt der lateinischen poetischen Werke sind schon die entsprechenden VD16-Nummern angegeben, während diese für die griechischen Drucke noch identifiziert werden müssen.
Verlinkt werden können auch die Kommentare zu etwa 1300 Flugschriften aus der Zeit von 1548 bis 1578, die das von der DFG in den Jahren 2002 bis 2008 geförderte Mainzer Projekt "Controversia et Confessio" im Internet bereitstellt.23 Aufgenommen sind darin kontroverstheologische Flugschriften zu den konfessionellen Streitfällen von der Zeit des Interims bis zum lutherischen Konkordienbuch. Ebenfalls zu verlinken sind etwa zehn Kommentare zu Flugschriften der Reformationszeit, die als historische Quellenanalysen vom Geschichtsportal "historicum.net" angeboten werden.24 Dasselbe gilt für weitere zehn Kommentare im "Repertorium deutschsprachiger Ehelehren der Frühen Neuzeit" (Berlin 1996), die über Google Books im Internet zugänglich sind.25