ZV 14697: Steyndörffer, Maternus; Ein hübsch, lustige vnnd nützliche Comedia

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Weitere Druckausgaben:


VD 16-Nr.: H 5681

anonym

Frankfurt a. M.: Martin Lechler 1565


lateinische Version:

VD16-Nr.: S 8975

Steyndörffer, Maternus

Comoedia lectu utilis

Mainz: Ivo Schöffer 1540

VD 16-Nr.: ZV 14697

Kurztitel: Ein hübsch, lustige vnnd nützliche Comedia  

Autor: Steyndörffer, Maternus

Druckort: Mainz

Erscheinungsjahr: 1540



VD16-Link

ZV 14697



Autor:

Steyndörffer, Maternus (um 1516 – 1547 oder 1548); lat. Namensform: Steindorferus. Johannes Bolte in: ADB 36, 160f

Die lateinische Version der Comedia hat der Autor im gleichen Jahr – ebenfalls bei dem Drucker Ivo Schöffer in Mainz – unter seinem Namen herausgebracht, die deutsche Übersetzung stammt sehr wahrscheinlich von ihm selbst.

An selbstständigen Schriften gibt es von Steyndörffer darüber hinaus nur noch ein Gratulationsgedicht an Graf Günther XL von Schwarzburg zu dessen Amtsantritt 1539 (VD16: S 8976) und später ein lateinisches Schulspiel von 1544 (VD16: ZV 9916).

Ein Grabgedicht von Johannes Lotichius Secundus auf Maternus Steyndörffer (1548), aus dem man dessen ungefähres Sterbedatum erschließen kann, lässt erkennen, dass dieser Freundschaften in humanistischen Kreisen pflegte. Dies wurde auch durch den Wohnsitz der Familie Steyndörffer in Erfurt begünstigt, direkt neben dem Collegium Saxonicum in der Allerheiligengasse 11 (in dem Haus, in dem der erste Erfurter Inkunabeldruck hergestellt wurde) und in direkter Nachbarschaft zur Engelsburg, wo Eobanus Hessus gewöhnlich als Gast bei Georg Sturtz in Erfurt Unterkunft fand.



Titel:

Ein hübsch, lustige vnnd nützliche Comedia darinnen viel puncten der Ehe, Kinder zu zihen, in widerwertigkeiten geduld vnnd in gluck kein hoffart zu haben, auch was man heimlich wöl halten, solchs nit vilen zu offenbaren gelernt wirt, doch nit allein ernstlich, sondern auch lecherlich zu lesen.


Drucker:

Schöffer, Ivo



Format, Umfang:

4°; 70 S., [1] Bl.


Standort(e) im VD16:

Wien ÖNB

Wolfenbüttel HAB


weitere Standorte:

(In der Regel sind diese Standortangaben den Bibliothekskatalogen oder Verbundkatalogen entnommen. Daher ist nicht absolut sicher, dass die Exemplare tatsächlich der beschriebenen Ausgabe entsprechen. Wenn ein Exemplar autoptisch überprüft wurde, wird dies ausdrücklich vermerkt.)


Krakau JB: Yp 8476 (ehemals Berlin SB)

nach USTC 655601 auch in: Besançon (Fr), Bibliothèque municipale 273124



Historischer Kontext:

A. L. Stiefel (Eine unbekannte Nachahmung der Dramenübersetzungen Albrechts von Eyb. In: Zeitschrift für deutsches Altertum 36 (1892), S. 225-233) hat darauf hingewiesen, dass sich Steyndörffer mit seiner Prosa-Übersetzung des lateinischen Spiels ganz offenbar an dem Vorbild der Dramen-Übersetzungen Albrechts von Eyb orientiert, es gibt sonst nicht sehr viele Prosa-Dramen in deutscher Sprache im 16. Jahrhundert. Steyndörffer nimmt als Vorlage eine Schwankerzählung, wie sie auch in den Cent nouvelles nouvelles und in Poggios Fazetien vorliegt, möglicherweise in einer anderen, heute nicht mehr bekannten Version. Die Schwankhandlung versetzt er in die Form eines ehedidaktischen Dramas, genauer gesagt handelt es sich um einen Vater-Sohn-Konflikt bei der Brautwahl. Während aber der Schwank mit einer entlarvenden Pointe endet, kommt im Drama das Paar, das anfangs ohne Zustimmung der Eltern die Ehe eingehen wollte, trotz des Widerstands der Eltern am Ende zusammen. Dies, obwohl in dem Spiel mehrmals – und durchaus ernsthaft – die Wichtigkeit der elterlichen Autorität bei der Brautfindung betont wird.

Steyndörffers Familie und er selbst gehörten sicher zur protestantischen Mehrheit der Erfurter Bevölkerung, wenn sich auch nichts spezifisch Protestantisches in seinem Drama erkennen lässt, bis eben auf das besondere Interesse für das Problem der Ehe, das in der lutherischen Bewegung in dieser Zeit einen immer größeren Stellenwert bekam.


Inhalt:

Der Sohn eines reichen Schultheißen schläft mit einer armen Halbwaisen und gibt ihr ein Eheversprechen unter der Bedingung, dass die Sache ein Jahr lang geheim gehalten werde. Am nächsten Tag weiß das ganze Dorf von dem Verhältnis, wodurch das Eheversprechen hinfällig wird. Der Schulzensohn wird von seinem Vater verstoßen und kommt bei einem befreundeten Nachbarn unter. Diesem kommt nach einiger Zeit die Idee, den Aufgenommenen mit seiner Tochter zu verheiraten. Der Schulzensohn geht auf den Vorschlag ein, aber nur, um sich mit seinem Vater versöhnen zu können. Bei einem Spaziergang trifft das neuverlobte Paar auf die verlassene erste Braut, die in der Zwischenzeit ein Kind geboren hat. Die neue Braut stellt den jungen Mann zur Rede, warum dieser der unbekannten Frau mit dem Kind zugelächelt habe. Der Schulzensohn erzählt ihr, was sich zwischen ihm und dem armen Mädchen zugetragen hat. Darauf lacht die neue Braut über die Dummheit ihrer Vorgängerin und erzählt stolz, dass sie jahrelang ein geheimes Verhältnis mit dem Knecht ihres Vater gehabt habe und dass er, der Bräutigam, sich deshalb auf ihre Verschwiegenheit verlassen könne. Der junge Mann ist empört, und bei einem Treffen mit den Brauteltern kommt alles heraus. Resigniert angesichts des irreparablen Schadens willigt der Nachbar darin ein, die Tochter mit seinem Knecht zu verheiraten, und überzeugt auch den Schultheiß davon, seinem Sohn die sitzengelassene erste Braut zu geben. So setzt sich am Ende die Liebe des jungen Paares gegen die Pläne des reichen Vaters durch, obwohl in den Dialogen immer wieder die Autorität der Eltern und die Wichtigkeit ihrer Zustimmung zu einer Ehe betont wird.



Literatur:

Behrendt, Walter: Maternus Steyndörffer. Ein vergessener Dichter des 16. Jahrhunderts. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 61 (NF 8) 2000, 9-15.